Kapitel 11

Kapitel 11

Heather Nova:  – von „Redbird“ bis „Other Shores“ (2005 – 2022)

zusammengefasst von Holger Spille
aus Texten folgender Quellen: Saltwater Inc., SonyBMG, Embassy Of Music, Odyssey Music Network, Wikipedia.

THE WAY IT FEELS, 2015

 „The Way It Feels” erschien im Mai 2015 – es ist erfüllt von einer Atmosphäre, die sich sehr natürlich, aber doch wie von einer anderen Welt anfühlt. Auch wenn es Spuren von Americana und Dark Folk enthält – ein Banjo hier, eine Pedal-Steel-Gitarre da –, hört es sich doch wie ein klassisches Heather-Nova-Album an, bei dem Rock und großartiges Songwriting im Mittelpunkt stehen. Aufgenommen wurde das Meisterwerk mitten in der Hitze des Sommers von South Carolina, genauer gesagt in einem alten Haus in Charleston, von dem Heather Nova sagt, dass sie an den ersten Tagen daran vorbeilief, weil sie es für ein verlassenes Gebäude und nicht für das Studio hielt.

Die Sounds, die Josh Kaler und Jay Clifford um ihre Songs herum arrangiert haben, sorgen für frischen Wind und schaffen eine herrlich entspannte Atmosphäre mit großartigen Gitarrenhooks und ansteckenden Rhythmen. Auch bei diesem Album fällt es schwer, Heather Nova in eine Schublade zu stecken, aber wieder einmal ist das eher zu ihrem Vorteil: Das Album fühlt sich fresh an, ist von einer gewissen Intimität durchzogen, lebt von großartigen Hooks und seiner dichten Atmosphäre. Auf der neuen Platte verbindet sich die düstere Melancholie des gefeierten 2003er Albums „Storm“ mit dem wahrscheinlich besten Songwriting, das Heather Nova bisher an den Tag gelegt hat. Wenn sich einige ihrer früheren Alben ein wenig „produziert“ anhörten, so fühlt sich „The Way It Feels“ so an, als wäre es genauso gedacht gewesen. Die Produktion ist eher zurückgenommen, aber niemals langweilig oder fad. Sie tut, was sie tun soll: Sie trägt den Hörer von einem Hit zum nächsten durch ein Album, das ohne Filler auskommt.

Heather Nova über „The Way It Feels“:

„Neues Album. Neue Songs. Woher kamen die jetzt auf einmal alle? Gute Frage. Ich schätze mal, die Antwort lautet: vom selben Ort, wo meine Songs bisher auch herkamen. Ein Ort, der auch für mich ein gewisses Geheimnis ist. Ein Ort, an dem sich Erfahrungen, Träume, Sehnsüchte und Rückblicke vermischen und an dem alles danach strebt, ´the way it feels` zu beschreiben. Eine Sehnsucht danach, die Sprache zu finden, die wir als Kinder noch nicht haben und über die Dinge zu sprechen, die tief in unserem Inneren vor sich gehen und sich doch nicht in Worte fassen lassen. Ich mag es einfach. Ich mag es, etwas Schönes aus etwas Traurigem zu erschaffen, aus einem flüchtigen Augenblick etwas Unvergessliches zu machen. Mir gefällt es, einen Moment zu destillieren und ihn auf seine Essenz zu reduzieren – so, als würde man Kräuter zu einer Tinktur verkochen oder den Duft einer Rose extrahieren und zu Parfüm verarbeiten. Ich mag es, Welten zu erschaffen, in die man eintreten kann, um etwas zu fühlen und zu erleben, das man vielleicht schon vergessen hat. Welten, in denen man sich an Teile seines Ichs erinnert, die man mal sehr gut kannte.

Ich denke nicht, dass meine Platte die Welt verändern wird, aber sie wird Euch definitiv für eine gute Stunde an einen sehr interessanten Ort entführen. Sie ist ein Fenster zu meiner Seele und wird möglicherweise auch die eine oder andere Tür in Eurem Inneren aufstoßen. Eine Sache noch: Bitte hört Euch diese Platte als Album an. Nennt mich altmodisch, aber mir gefällt die Vorstellung, Euch mit dieser Songsammlung auf eine Reise zu entführen. Eine sehr sorgfältig geplante Reise. Heutzutage bringen die Leute keine Alben mehr raus, wie es früher üblich war. Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen ist kürzer, und alle Welt ist auf der Suche nach dem schnellen Kick. Mittlerweile ist es eine wahre Kunst geworden, ein echtes Album zu machen. Lehnt Euch also zurück, schließt Eure Augen und genießt diese Reise. Wenn ihr meine Platte allerdings beim Autofahren hört – was ich nur ausdrücklich empfehlen kann –dann lasst Eure Augen besser offen.“

Kapitel 12: Pearl

© 2022 by Holger Spille