Kapitel 7

Heather Nova: Let’s Sail Away

Das exzentrische Leben einer Außenseiterin auf der Suche nach ihrem Hippie-Traum
von Manhard Schlifni

Heather Nova’s dream of life

Die Bermudianerin schafft sich mit ihren von Einfachheit geprägten Werken auch eine musikalische Gegenwelt, die farbenprächtig, zerbrechlich, romantisch und warm ist – eine inspirative Einladung zum Tagträumen.

Der Hörer gewinnt durch Rezeption ihrer Werke zuweilen auch den Eindruck als könne Heather Nova nur vage ihre Träume skizzieren, doch damit wird ein Spielraum für individuelle Interpretationen eröffnet.

Melancholie, Traurigkeit, Sehnsüchte, tiefgehende Liebe, Flow-Zustände, gescheiterte Liebesbeziehungen, Einsamkeit, und ozeanische Gefühle indes glaubt man in ihren Songs als dominante Themen zu vernehmen.

Sie zählt letztlich zu einem Kreis von Musikerinnen, die unter Live-Bedingungen ein großes Maß an Intensität und Intimität vermitteln können.

Gerade das ambivalente Live-Bild ihrer Person, das u.a. aus Abgehobenheit und warmer Präsenz, aus schüchterner Schönheit und extrovertierter Sirene, aus feministischer Power und aus nicht-emanzipatorischen Verhaltensweisen besteht, scheint ihre musikalische und poetische Anziehungskraft zu verstärken.

Heather hat in ihrem bisherigen Leben einen weiten Weg zurückgelegt: Nach ihrer Kindheit am Segelboot führte die Reise aufs amerikanische Festland und dann nach England. Von London aus ging ihr Trip im Rahmen von mehreren weltumspannenden Tourneen über den Globus.

Sie “genießt” das Tour-Leben u.a. an jenen Tagen, an denen das Auftreten sie “high” macht. Während der Tourneen lebt sie nach eigenen Aussagen in einer Art “Realitätskapsel”: Den Tour-Bus und die Band bezeichnet sie als ihre Welt, was sie an die Kindheit auf dem Boot erinnert. Nach den anstrengenden Tourneen kehrt sie immer wieder zu ihrem Ursprung auf den Bermudas zurück.

Das gespaltene Leben von Heather Nova vollzieht sich letztlich zwischen zwei Extremen (Harry de Jong, 2002): Zu den Zeiten der Tourneen macht sie auf den Weltbühnen “Liebe” mit mehreren hunderttausenden von Menschen, während jenseits des Musikgeschäftes ihr Leben in weitgehender Isolation abläuft. Sie bezeichnet sich auch nicht als soziales Wesen, da sie praktisch kaum soziale Beziehungen pflegt und auch selten ausgeht. Ihre privaten Kontakte beschränken sich auf ihre “geliebte” Familie, die Verwandten und einen kleinen Freundeskreis.

Sie fühlt sich in der Privatsphäre am Wohlsten, wenn ihr Leben auf essentielle Dinge beschränkt wird und möglichst simpel verläuft. Als Beispiel dafür führt Heather einen Italienurlaub in einem Fischerdorf an, wo sie so glücklich wie lange nicht war – eine kleine Hütte, keinen Fernseher, kein Radio. Das Leben bestand nur aus den essenziellen Dingen – Lebensmittel auf dem Markt kaufen, kochen, spazieren gehen, Lieder schreiben. Diese Aussagen sind ein Indiz dafür, dass sie sich auf unbewusster Ebene nach der “kleinen, simplen Welt” ihrer Hippie-Eltern sehnt (vgl. z.B. Böckem, 2000).

McCoy zufolge ist Heather einem Aspekt der Hippie-Philosophie ihrer Eltern gefolgt, in dem sie auf ihre Instinkte hörte und ihren Träumen folgte (McCoy, 2002).

Heather Nova lebt und tourt als Außenseiterin hauptsächlich in einer individualisierten, materialistischen, westlichen Überflussgesellschaft. Sie befindet sich auf der fortwährenden Suche nach einer Art von Spiritualität, nach Glück und Erfüllung, was sie primär in den eigenen Liedern findet. So träumt sie als Rockstar noch immer einen paradiesisch anmutenden Hippie-Traum vom wahren Leben.

Doch ein alter Hippie-Traum hat sich zumindest für ihre Eltern erfüllt: Die Segelyacht haben sie zwar 1999 verkauft, jedoch in die westliche Zivilisation sind sie trotzdem nicht zurückgekehrt. Sie wohnen derzeit auf einer kleinen Insel in der Karibik.

© 2002 – 2004 by Manhard Schlifni

Manhard wurde am 24.02.1973 geboren, gründete im Jahr 2000 die alternative Folkrock-Gruppe “Hippie Dream“. Der Name stammte u.a. von einem gleichnamigen Lied von Neil Young, der 1997 mit Crazy Horse unter dem Pseudonym “Hippie Dream“ zur Vorbereitung der 97er Touraktivitäten am 08. Mai 1997, The Trocadero, San Francisco, CA und am 19. Mai 1997, The Catalyst, Santa Cruz, CA auftrat. Manhard zeigt sich als Singer/Songwriter in seinen Texten den Idealen der Hippie-Kultur und New-Age-Bewegung nahe stehend und singt u.a. über “Flower-Power Träume”, Protestsongs, und über Liebe. 2004 wird er als Solist in Erscheinung treten.

Darüber hinaus ist Manhard u.a. Umweltschützer und Vegetarier.

Manhard hat Informatik studiert und promovierte 2001 an der Technischen Universität Wien über eine Arbeit aus dem Bereich Teledemocracy und lehrte von 2002-2003 an der Universität Wien. Seit 2004 freier Wissenschaftler, erforscht Transformational Societies und New-Age-Kulturen.

ELECTRONIC VOTING SYSTEMS AND ELECTRONIC DEMOCRACY

Diese Biographie stellt eine unkritische Würdigung des Lebens und der Werke von Heather Nova dar, und erhebt keinen Anspruch auf Korrektheit, Aktualität und Vollständigkeit aller präsentierten Informationen und Interpretationen. Die Informationen wurden hauptsächlich aus der nachstehenden Literatur sowie aus verschiedenen Heather Nova Fan-Webpages entnommen. Mein Dank gilt auch Joerg Werner, der die Vornamen ihrer Eltern herausfand.


Literatur

Bartetzko D., Seelenstrip unter virtuellen Schneeflocken: Heather Nova und die Kunst, Groove in die Festzelt-Aura der Hugenottenhalle zu bringen, Frankfurter Rundschau, 09.11.01, www.line1.de.

Benvegnù M., Tod F., Stripping down to Truth and Bone: Heather Nova’s early years in London, HeatherNova.org exclusive, www.heathernova.org, 2000.

Böckem J., Das letzte Hippie-Mädchen: Die amerikanische Sängerin Heather Nova, aufgewachsen auf dem Segelboot ihrer Aussteiger-Eltern, träumt auch als Popstar den Traum vom wahren Leben, Spiegel Reporter, Nr.6, Juni 2000, www.line1.de.

Greening B., New year at the Royal Naval Dockyard’s Time Warp 2000, Bermuda, The Royal Gazette Ltd, January 3, 2000.

Harry de Jong, “Het schizofrene leven van Heather Nova” (Englische Übersetzung), Mai/01, Aloha, 2002, www.heather-nova.nl.

Krulle S., Neuendeckung der scheuen Schönheit, Bericht im Spiegel-Online, Juni 2000, www.line1.de.

Mccoy A., Li(e)dschatten: Heather Nova – Mit Hippie-Idealen zu einem erfüllten Leben, www.bubblehouse.de 2002.

Von der Reith R., Titelstory: Heather Nova, Lass’ es fließen, Kulturnews, Juli, 2000, www.line1.de.

Schaub, Christian, Heather Nova, Erdengel – Harmonie und Schönheit, Musik der Neunziger, 12/1994 (Vorläufer des heutigen VISIONS).

Heather Nova, Release from August 1996, Heather releases Maybe an Angel in Europe, www.heather-nova.co.uk/Press.html, 1996.

Heather Nova, Rock Bottom, Interview, Stories, www.heathernova.de 2003.

Heather Nova, Soundmag, Interview, www.britpoparsenal.de 2003a.

Heather Nova, “A short statement regarding Sounds For Nature”, In her own words, Heather Nova is touring around the world and will be around the corner at Varus Festival near Osnabrück in July, www.bfn.de/sounds/article.php3?id_article=36, 2004.

Presseinfo zu “Storm” und “River Of Life”, Stories, www.heathernova.de 2003